2016 / ein Techniker
1. Spieltag
Story
Das Erwachen
Die Sonnenstrahlen stachen in Decimus Augen und brannten wie Feuer. Sie sandten Signale in sein Hirn weiter, wo sie die Dunkelheit schmerzvoll verdrängten. Und mit dem Bewusstwerden kamen die Fragen.
Wo bin ich? Was war geschehen? Was waren das für seltsame Signale, die überall von seinem Körper ausgesendet wurden und ihn bis ins Mark erschütterten
?
Zitternd richtete er sich auf und schaute sich um. Er befand sich in einem medizinischen Raum, mit einem Lamellenvorhang vor dem großen Fenster. Durch dieses fiel intensives Licht zwischen den Spalten in den Raum hinein und blendeten, schmerzten ihn. Aus den tiefen seines Gedächnisses kam ein Begriff an sein Bewusstsein - Sonne, Sonnenstrahlen, Tageslicht - die Erde. Die Erde ?
Er schloss wieder die Augen und versuchte diesen Traum abzuschütteln. Wo war die Klarheit, die Genauigkeit geblieben? Wo sind die Stimmen der Anderen hin, die Führung und Bestimmtheit der Notwendigkeit?
Weshalb drängten sich ihm Gedanken auf, die ihm unbekannt und fremd waren? Was war mit ihm geschehen oder hatte man ihm angetan? Er fühlte sich einsam, völlig allein.
Fühlen? Wieso fühlte er etwas? Klar kannte er den Begriff, doch solche Emotionen zu spüren, löste nahezu Panik in ihm aus. Alles schien verrückt zu sein!
Dies war entweder ein Traum oder er war in Gefangenschaft geraten und jemand hatte üble Experimente mit ihm durchgeführt! Und ein Traum schien es nicht wirklich zu sein.
Er sprang auf und kam schwindelnd auf die Füße, begann die ersten Schritte zaghaft und zunehmend bestimmter. Sein Blick fand eine Tür, einen Fluchtweg und schon steuerte er diesen zielstrebig an.
Etwas erreichte seine Ohren, doch drang nicht zu seinem Bewusstsein vor. Raus, schnell weg von hier, war alles, was sein Handeln bestimmte. Eine Hand, dann zwei, griffen nach ihm, doch er schüttelte diese widerwillig ab. Erneut vernahmen seine Ohren Töne, aber er durfte sich nicht aufhalten lassen, musste einen Weg in die Freiheit, zurück zum Kollektiv finden!
Plötzlich war er umringt und viele feste Hände ergriffen ihn. Einige konnte er abschütteln, doch dann spürte er einen Stich und die Kraft entwich aus ihm, wie die Luft aus einem Ballon. Dunkle Schleier legten sich über seine Augen und er entglitt in einen tiefen Traum ...
An der Akademie
Es war bereits ein langer Weg, der ihn bis zum heutigen Tag brachte. Einst ein Student der Physik, Chemie und Energietechniken, dann eine lange, sehr lange Zeit der klaren Struktur, der gemein- samen Gedanken, Klarheit und Verbundenheit, des Erlangen großen Wissens - als Teil im Kollektiv der Borg.
Und plötzlich war alles anders geworden, als er in einem Krankenhaus auf der Erde erwachte, nach Jahrzehnten des Lebens als einer von den Borg Assimilierten.
Länger als ein Jahr dauerte seine Genesung, wobei es nicht um seine körperlichen Aspekte ging, sondern sein Wiederfinden des inneren Gleichgewichts, seiner seelischen Balance. Losgelöst von dem Kollektiv, befiel ihn große Einsamkeit, gleich einem einzelnen Stern in den Weiten des Weltalls. Wo waren die vertrauten Stimmen in seinem Kopf geblieben? Wo die sanften, doch bestimmenden Worte der Königin, tief in seinen Gedanken?
Es war unglaublich schwer, wieder selbst über sein Handeln entscheiden zu müssen. Doch es kam die Zeit, wo diese Gedanken in den Hintergrund traten und es ihn nach Erfüllung seines Tages verlangte, nach den Computern und Maschinen, welche so lange Zeit sein Leben bestimmten. Jahrzehnte war er Ingineur an Bord eines Borg-Würfels gewesen und diese tägliche Aufgabe fehlte ihm von Tag zu Tag mehr.
So fand er schließlich den Weg zur Akademie der Förderation. Oft war sein Wissen weit höher als das seiner Lehrer und sein Intellekt war überragend. Blitzschnell erfasste er technische Probleme und löste diese im Handumdrehen, wo andere viele Stunden ihre Gehirnzellen abmühten, um dann oft doch keine passende Lösung zu finden.
Seine Gefühlswelt war ihm fremd und gefühllos wirkte er auf sein Umfeld. Doch löste er mit seinem Verhalten starke Gefühle, meist negativer Art, in seinem Umfeld aus. Er wirkte kalt, berechnend und geistig allzeit seinen Lehrern und Mitschülern überlegen, solange es um technische oder logische Gedankengänge ging. Einzig einige Vulkanier an der Akademie waren ihm gewachsen und diese wurden mit der Zeit auch seine Fürsprecher. Mehr als einmal wollte die Akademie ihn wegen seiner mangelden menschlichen Kompetenz entlassen, doch diese Vulkanier widersprachen dem. Schließlich waren sie selbst auch keine Ausgeburt an Emotialität. Doch wurde dies von ihnen auch nicht erwartet, weshalb also von Decimus? Weil er als Mensch geboren wurde?
So war die Führung der Akademie letztendlich scharf getrennt in Befürworter und Ablehner.
Und so kämpfte sich Decimus of TEN durch die vier Jahre der Akademie und erreichte schließlich den Tag des Abschlussfluges der Kadetten. Nach Abschluss
dieses Trainingfluges wartet die Beförderung zum Fähnrich auf ihn, wenn alles gut verlief ...
Den ganzen Tag verbrachte er nun schon auf dem Akademiegelände und wartet auf seinen Einsatz-befehl, als er Elisa Flores erblickte, ihres Zeichen eine fähige Taktikerin, jedenfalls für eine Menschenfrau. Spitzzüngig in ihrer Wortwahl und ihre Fähigkeiten überschätzend, wie Decimus im Laufe seiner Akadmiezeit feststellen musste. Zuviel Emotionen standen ihr bei den logischen Ent-
scheidungen bei taktischen Einschätzungen im Wege! Die Akademie sollte nur noch logisch präzise denkende Kadetten für die taktische Laufbahn qualifizieren.
Leider gab es zuviele gefühlsbetonte Individuen in den hohen Rängen der Akademie, stellte Decimus wieder einmal fest.
Ob sie schon ihren Einsatzbefehl für den Trainingsflug erhalten hatte? Decimus machte sich wider-willig auf den Weg zur ihr. Ihm war nicht nach unnötigen Geschwafel zumute und besonders Frauen schienen eine übergroße Neigung hierfür zu haben.
Doch wenn er seine Neugierde befriedigen wollte, kam er nicht umhin, sie anzusprechen. Abrupt blieb er stehen - schon wieder so ein Anflug von menschlichen
Emotionen in seinen Gedanken-bahnen! Er musste achtgeben, dass dies nicht überhand nahm!
"Ah, Decimus. Und, haben sie schon ihren Einsatzbefehl?", fragte Elisa mit abschätzen- den Blick.
"Nein", antwortete er widerwillig.
"Ich habe ihn als Erste erhalten", fügte sie triumphierend hinzu, "übrigens sucht Razkii nach Ihnen. Er kann ja kaum noch mit seiner Dankbarkeit für ihre Hilfe bei der letzten Prüfung an sich halten", setzte sie mit schiefen Lächeln nach.
Decimus wandte sich ohne weitere Worte ab und sah Razkii ein paar Meter weiter in einem Gespräch mit einem anderen Kadetten vertieft. Schon trugen ihn seine Beine fort von der überheblichen Taktikerin Flores.
Während er sich zu Razkii begab, dachte er kurz über Flores nach. Die Lehrer der Akademie bezeichneten sie als brilliante Taktikerin. Setzte Decimus einen zu hohen Maßstab an?
Doch machte es Sinn, von zwei Maßstäben für eine Leistung zu sprechen? Entweder etwas ist ein gute Leistung oder eben nicht. Decimus konnte die Beurteilung von Flores nicht nachvollziehen. Er hätte sie allenfalls als gut eingestuft. Wer Entscheidungen aus dem Bauch heraus fällt, ohne fundamentale logische Aspekte als maßgeblich zu erachten, der konnte doch nicht als brilliant bezeichnet werden!
Kopfschüttelnd erreichte er Razkii.
"Razkii ! Sie wollten mich sprechen", sprach er den Kadetten an und unterbrach das laufende Gespräch.
Razkii drehte sich zu ihm um und seine Reptilienaugen weiteten sich:
"Decimus of Ten, erstklassig, dass ich sie noch vor dem Start treffe! Ohne ihre Hilfe bei der Astronomieprüfung wäre ich sicher durchgerauscht. Vielen Dank für die Unter- stützung", merkte Kadett Razkii an,
"sie wurden schnell zu meinem Vorbild während unserer Akademiezeit."
"Bleiben sie auf dem Teppich, Razkii. Es gibt keine Veranlassung dazu, sich hier so zu veraus-gaben", erwiderte Decimus unangenehm berührt durch diesen Gefühlsausbruch seines Akademie- kamerads. "Haben sie bereits ihren Einsatzbefehl ?", hakte er sachlich nach.
"Klar, vor etwas mehr als zwei Stunden. Ich fliege gemeinsam mit Kadettin Flores. Ähm, jetzt hätte ich fast vergessen, sie darüber zu informieren, dass Lt.
Ferra sie zu sehen wünscht! Vermutlich geht es um ihren Einsatzbefehl. Er ist wie so oft im Eingang zu finden. Und auf dem Weg können sie noch kurz bei T´Vrell einen Halt einlegen. Sie hat noch
ein Anliegen an sie", merkte Razkii zerknirscht an, "ich hoffe, wir sehen uns dann vielleicht beim Trainingsflug, falls wir für das gleiche Schiff ein- geteilt wurden."
"Nun, Razkii, wir werden sehen. Das nächste Mal wäre es vortrefflich, wenn sie den Befehl eines Vorgesetzten sofort umsetzen würden! Ihr Verhalten lässt mich nun dumm dastehen, wenn ich mit zwei Stunden Verspätung bei Fl. Ferra vorspreche !", warf Decimus seinen Kameraden um die Ohren. Verärgert machte sich Decimus auf den Weg zum Lieutenant und sah Kadett T´Vrell tat- sächlich auf seinen Weg dorthin stehen.
Dieser Vorfall mit Razkii trug nicht gerade dazu bei, seine Meinung von ihm zu steigern. Razkii hatte ihn mehr als ein dutzend Male dazu genötigt, dessen schwache Lernleistungen zu verbessern. Solche unproduktive Aktivitäten wurden leider an der Akademie und somit in der Förderation erwartet. Decimus würde da logischer vorgehen und nur absolut fähige Kadetten an der Akademie ausbilden lassen. Sollte später einmal, in einem Ernstfall, Razkii´s Beurteilung einer Situation überlebenswichtig für das Schiff und die Besatzung sein, könnte dieser ja auch nicht erst bei seinen Kameraden Rücksprache halten, um eine fundierte Meinung abzugeben, wenn der Faktor Zeit die entscheidene Rolle spielt.
Sein Blick erfasste T´Vrell und wie so oft, fühlte er ein seltsames Zucken im Bereich seines Bauches, wenn er mit ihr zu hatte. Dies führte mitunter zu unproduktiven Gedanken, die er schnell verdrängte.
"T´Vrell, ihr wolltet etwas von mir?", sprach er die hübsche Kadettin an.
"Grüße, Demicus", erwiderte sie sachlich,"ja, das ist korrekt. Ihre Einschätzung traf zu, dass eine erneute Vorbereitung auf die Linguistik-Prüfung, unter den von ihnen genannten Aspekten, zu einer deutlichen Verbesserung führen würde. Dies wollte ich ihnen kurz bestätigen. Dadurch kann ich nun nicht nur als Wissenschafts- sondern auch als Kommunika-tionsoffizier meinen Dienst verrichten. Eine Bereicherung für die Förderation."
Wie immer war T´Vrell trefflich logisch und sachlich bei ihren Feststellungen.
Eine hochgradig schätzenswerte Eigenschaft, stellte Decimus wieder einmal fest. Doch aus einem ihm unklaren Grunde, störte es ihn diesmal.
"T´Vrell, dem ging eine einfache Analyse ihrer bisherigen Leistungen voraus und es stand außer Frage, dass sie zu dem erzielten Ergebnis führen würde", entgegnete Decimus. Im ersten Impuls hatte er was anders sagen wollen, doch dann ist ihm schnell klar geworden, dass diese emotionalen Worte unpassend und wenig produktiv gewesen wären.
"Haben sie schon Morek getroffen? Er hatte sie gesucht", stellte T´Vrell fest.
"Nein, bisher nicht. Aber ich sehe ihn dort drüben und es liegt auf meinem Kurs zum nächsten Ziel", brachte Decimus schnell heraus, nickte T´Vrell noch kurz zu und ging weiter.
"Da sind sie ja, Decimus", begrüsste ihn Morek aufgeregt, "nur noch der Trainingsflug erfolg- reich abgeschlossen und wir sind Fähnriche!"
Decimus verstand diese Aufregung gar nicht, "was ist da so aufregendes dran? Es ist doch nur eine einfache Aufgabe und der logische Abschluss unserer Ausbildung an der Akademie. Kadett, sie sollten lernen, sich gefasster zu benehmen!"
Morek verzog das Gesicht, "werden sie mal lockerer, Decimus! Sie dürfen ruhig mal Emotionen zeigen."
"Emotionen sind sinnfreie Zeitverschwendung und halten von den wichtigen Dingen ab, die unser Handeln bestimmen sollten", entgegnete Decimus kalt.
"Da sie gerade von Zeitverschwendung reden, die Phasertrainingssimulation für Fortgeschrittene, an der viele Kadetten scheitern, soll wohl nicht dazu gehören. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Captain Taggart auf die Trainingsergebnisse zurückgreift, um seine Entscheidungen zu verfeinern, wen er zum Senior-Mitglied beruft !", antwortete Morek.
"Diese Vorgehensweise ist nicht korrekt !", bemerkte Demicus heftig, "es wäre formell richtig, solch eine Einstufung der Trainingssimulation bekannt zu geben. Da mir diese Information fehlte und meine Leistungen im Bodenkampf überragend waren, sah ich keine Veranlassung, das Training für sogenannte Fortgeschrittene zu absolvieren. Es wäre Zeitverschwendung, an einer weiteren Übung teilzunehmen, die vom Niveau eine Unterforderung darstellt. Welch ein Unsinn !".
Morek kannte seinen Mitschüler inzwischen gut genug. Decimus war sehr wütend, auch wenn dies nicht in seinem Gesicht erkennbar war. Es war Zeit, sich zurückzuziehen.
"Dann viel Erfolg, Decimus. Ich habe noch etwas dringendes anzugehen", und schon war Morek davon geeilt.
Decimus ging weiter zu Lt. Ferra.
Decimus trat vor den Lieutenant und grüßte vorschriftsmäßig.
"Kadett, was kann ich für sie tun?", fragend ruhten die Augen von Lt. Ferra auf ihn.
"Lieutenant, bin ich hier richtig für meinen Trainingsflug? Mir wurde mitgeteilt, dass sie mich zu sehen wünschen!", erwiderte Decimus stramm.
"Korrekt. Name ?", wurde er gefragt.
"Decimus of Ten !"
"Das ist ja interessant. Captain Taggart will sie unverzüglich sehen und er wartet schon eine Weile. Er ist in seinem Büro, direkt hinter mir", entgegnete Lt. Ferra.
"Gibt es ein Problem ?", fragte Decimus etwas verunsichert.
"Möglich oder auch nicht. Da müssen sie schon mit dem Captain sprechen", fertigte Ferra ihn ab.
Decimus blickte zum Büro des Captains hinüber, grüßte den Lieutenant kurz zum Abschied und wandte sich der Tür zu, hinter der er den Captain wusste.
Er ging hinüber und verharrte vor der Tür. Was ging hier vor? Wieso bekam er nicht einfach seinen Einsatzbefehl und weshalb wollte der Captain ihn sprechen.
Ihm fehlten einfach ausreichend Fakten, um die Situation zu analysieren. Also musste er sie sich beschaffen ...
Decimus betrat zum ersten Mal das Büro von Captain Taggart. Es hatte beeindruckende Ausmaße und stellte dessen Erfolg zur Schau - etwas zu protzig für Decimus´s Geschmack.
Der Captain saß hinter seinen Schreibtisch und blickte ihm entgegen.
"Kadett", eröffnete Taggart das Gespräch.
"Captain Taggart, Kadett Decimus of Ten meldet sich wie befohlen!", erwiderte er.
"Kadett, ich habe ihren Fortschritt hier an der Sternenflotten-Akade- mie verfolgt und muss sagen, ich bin beeindruckt", fuhr der Captain fort.
"Danke, Captain"
"Mir ist aufgefallen, dass sie nie das Phasertraining für Fortgeschrit- tene absolviert haben. Weshalb?"
"Captain, mein Ergebnis beim Basis-Training sprengte die Bewertungsskala. Wie ihnen sicher bekannt ist, habe ich bereits mehrere Jahrzehnte Kampferfahrung, wenn auch als Borg. Dieses Fortgeschrittenen-Training wäre pure Zeitverschwendung!", antwortete Decimus wie aus der Pistole geschossen.
"Kadett Decimus, dieses Training ist Teil des Ausbildungsprogramm und für die Mannschaft meines Schiffes ein Pflichtprogramm. Es ist mir gleichgültig, wie erfahren sie sind, diese Aufgabe ist zu erledigen. Haben wir uns da klar verstanden?"
Der Blick des Captains ließ keinen Freiraum für Interpretationen.
"Sir, jawoll Sir!", bestätigte Decimus, "Captain, sagten sie eben Mannschaft ihres Schiffes?"
"Genau, Kadett. Wie ich bereits sagte, verfolge ich ihre Karriere schon geraume Zeit und beabsichtige, sie mit an Bord meines Schiffes zu nehmen und auf der Brücke einsetzen, sofern sie das Training erfolgreich abschließen. Dann werde ich sie mal beim Worte nehmen und erwarte ein herausragendes Ergebnis! Mein taktischer Offizier wird sie einweisen."
Decimus horchte auf, "Ihr taktischer Offizier ? Wer ist das?"
Captain Taggart ergriff eine Akte von seinem Schreibtisch: "Ein weiterer Spitzenkadett wie sie. Ihre Punktzahl liegt wie ihre weit über dem Durchschnitt, wenn sie auch nicht ganz an ihre heranreicht. Allerdings sind ihre Ergebnisse, nun sagen wir mal, etwas problematisch. Dennoch bin ich mir sicher, dass aus Kadettin Flores bei guter Anleitung eine erstklassige taktische Offizierin wird. Ich werde sie sofort hierher beordern. Warten sie auf Flores vor dem Ausgang des Gebäudes. Dort werden sie von ihr abgeholt. Alles weitere hören sie von Kadettin Flores. Wir sehen uns nach erfolgreichen Abschuss des Trainings wieder. Abmarsch, Kadett !"
"Captain !", bestätigte Decimus und verließ das Büro.
Er musste nicht lange warten, da sah er Flores und ging ihr entgegen.
"Decimus, da sind sie ja schon. Captain Taggart beauf-tragte mich, sie zum Phasertraining für Fortgeschrit- tene zu begleiten und einzuweisen. Haben sie nun ihren Einsatzbefehl ?", quasselte sie munter drauf los.
"Captain Taggart wünscht mich auf der Brücke einzu-setzen. Deshalb dieses unnütze Phasertraining", stellte Decimus knapp fest.
"Oh, dann werden wir ja künftig eng zusammen arbeiten, denn ich werde als Taktischer Offizier für den Captain arbeiten! Genau, was ich wollte", berichtete sie freudig und unaufgefordert.
"Gehen sie voran, Flores. Wir haben keine Zeit zu ver- schenken!", brummte Decimus ungehalten.
Flores ging voraus, was jedoch nicht dazu führte, dass sie ihrem Wortschwall beendete:
"Sie haben tatsächlich noch nicht das Fortgeschrittenen-Training absolviert? Und das sagt mir Herr Extrabonus! Jeder weiß doch, dass Taggart großen Wert auf diese Prüfung legt."
"Wohl nur jene unter den Kadetten, die ihre Zeit mit Schwatzen verschwenden!", bemerkte Decimus ungehalten an. Wie ihn diese Frau nervte ! Wäre er ihr Vorgesetzter, würde er ihr als erstes beibringen, dass unnötige, unproduk- tive Wortbeiträge im Dienst zu unterlassen sind.
Unterdessen näherten sie sich dem großen Akademiegebäude, in dem nicht nur die Quatiere, die Shuttelrampe, der Barbereich und diverse weitere Schalter der Verwaltung, sondern auch die Holodecks für Trainingseinheiten unter-gebracht waren
"Keine Sorge, Decimus, sie werden die Prüfung sicher schaffen. Ich werde sie auf das Training vorbereiten", teilte sie ihm geflissentlich mit.
Decimus brummte kurz. Was dachte sich dieses Frauenzimmer ?! Ihn einweisen ?
"Bringen sie mich zur Waffenausrüstung und dann zum angedachten Holodeck. Den Rest können sie sich sparen - pure Zeitverschwendung!"
Flores blickte kurz zur Seite auf ihren Begleiter. "Oh, Mister Perfekt bekommt das auch so hin ...", merkte sie spitzzüngig an. "Es scheint, dass der größte Teil unserer Klasse auf Taggarts Schiff gelandet ist. Ich hatte heute schon diverse Gespräche mit Klassenmitgliedern ..."
"Sicher hatten sie das, Flores !", fiel ihr Decimus ungehalten in den Wortschwall. Konnte diese Frau keine zehn Schritte gehen, ohne zu plappern ?
"Haben sie die Wale in der Bucht von San Francisco gesehen ? Ich hatte bisher immer Pech gehabt", trellerte Flores unbeeindruckt weiter.
Inzwischen hatte sie die große Halle durchquert und kamen an den diversen Waffenspints an.
"Ich bereite jetzt das Programm in Holodeck 2 für ihr Training vor."
Decimus blickte sie emotionslos an: "Sagen sie mir lieber, in welchem Spint die Phaserpistole für das Training für mich liegt."
"Ja, gerne Decimus. Spint 7, Code AZ567HG", antwortete sie promt und ging dann weiter zur Wandkonsole neben Holodeck 2.
Kurz darauf folgte ihr Decimus, während er die Waffe einer kurzen Prüfung unterzog.
"Nun, Flores, alles vorbereitet ?"
Flores blickte auf und nickte: "Ja, sie können jetzt jederzeit eintreten. Die Simulation beginnt dann sofort. Sie sollten dabei ..."
"Flores, sparen sie sich den Rest. Das hier wird nur kurz dauern", sprach Decimus und betrat das Holodeck.
Das Phasertraining für Fortgeschrittene
Kaum war Decimus ins Holodeck eingetreten, startete die Simulation.
Sofort erkannte er seine Umgebung, das Innere eines klingonischen Kampf-schiffs.
Das Licht war gedämpft und hatte einen agressiven Touch. Die verwendeten Materialien und deren Farbe verwiesen eindeutig auf ihre Hersteller.
Die ganze Architektur war klar klingo-nisch.
Decimus war sich sicher, sobald er vor die Tür trat, würde sie sich öffnen und das Gefecht starten.
Decimus hielt sich nicht lange auf. Sein Blick fiel auf die Brücke des Klingonen-Raumschiffs. Alle Stationen der Brücke waren besetzt und der Gegner würde ohne weitere Warnung den Eindringling bekämpfen.
Decimus eröffnete unvermittelt das Feuer, zuerst auf den Captain des Schiffs, um die Führungsstruktur zu zerschlagen.
Schon fiel dieser im Phaserfeuer. Der Captain sank langsam zu Boden, als die Klingonen unkoordiniert das Feuer mit ihren Disruptorpistolen auf Decimus eröffneten.
Dieser trat schnell einen Schritt zur Seite, ging in die Hocke und beschoss dabei bereits den 1. Offizier, welcher einen sofort tödlichen Treffer erhielt.
Seine Gegner reagierten auf seinen Stel- lungswechsel, doch abermals kam ihnen der kampferfahrene Decimus zuvor.
Wo er eben noch hockte trafen die Disruptorstrahlen auf den Boden.
Eine schnelle Seitwärtsrolle brachte Decimus in Sicherheit. Noch in der Be- wegung nahm er sein nächstes Ziel unter Feuer und traf ihn zweimal, bevor er wieder in Kampfstellung ging.
Zwei Gegner verblieben und waren von dem vehementen und durchschlagenden Angriff verwirrt. Dies sollte ihr Verhängnis werden. Den linken schaltete ein Kopftreffer aus und den letzten Gegner feuerte Decimus eine verstärkte Salve in die Brust.
Kaum hatte der abschließende Feuerstoß seine Waffe verlassen, richtete Decimus sich auf und ging Richtung Ausgang des Holodecks.
Die Simulation war abgeschlossen ...
Aufbruch ?
Als sich Decimus dem Ausgang des Holodecks näherte, traten Flores und Captain Taggart ein. Ganz offensichtlich war dieser ihnen zum Holodeck gefolgt. Er schien es ja eilig zu haben, das Thema "Decimus of Ten" abzuschließen ...
"Excellent, Kadett Decimus!", stellte Taggart begeistert fest, "sie haben soeben den Allzeit-Record der Akademie eingestellt. Sehen sie, dass war doch nun wirklich schnell erledigt."
"Danke, Captain", antwortete Decimus gleich-gültig. Dann fragte er interessiert nach:
"Haben sie nun eine Aufgabe für mich,
Captain ?"
"Definitiv, Kadett Decimus, sie sind fortan mein Erster Offizier auf der U.S.S. Primus One !", erwiderte Taggart, "Herzlichen Glückwunsch und willkommen im Team."
"Sir, Erster Offizier ... und das bereits beim abschließenden Trainingsflug ? Ist das nicht etwas ungewöhnlich ?", fragte Decimus überrascht nach.
"So ist es, PRIMUS ONE. Sie haben eine außergewöhnliche Karriere vor sich und ich wäre nicht Captain Taggart, wenn ich diese Gelegenheit nicht nutzen würde, einen der besten Kadetten der letzten Jahre in meinen Dienst zu nehmen, wo doch mein Erster Offizier im letzten Einsatz umge- kommen ist. Bedauernswert, doch diesem Risiko setzen wir uns alle in jedem Einsatz aus. Ich hoffe, Ihnen bleibt dieses Schicksal erspart. Machen sie unserem Schiff Ehre !", sprach der Captain mit heroischen Tonfall.
Decimus war peinlich berührt, von diesem übertriebenen Gefühlsausbruch des Captain. Doch nur solange, bis ihm bewusst wurde, dass er wieder einmal einen emotionalen Anflug beging.
"Captain, ich werde ihr Vertrauen nicht enttäuschen. Wann geht es los ?"
"Da bin ich mir sicher, Primus One", antwortete Taggart, "um alles weitere kümmert sich Kadettin Flores."
Der Captain wandte sich um und verließ das Holodeck.
"Mmh, Erster Offizier. Nicht schlecht", setzte Flores zu einen weiteren ihrer ausgibiegen Wortschwalle an, "ich muss schon eingestehen, ich bin etwas neidisch. - Nun können sie uns ja endlich rumkommandieren, wie es ihnen beliebt und sie sich schon länger wünschten, nicht wahr, Decimus ?"
Sie blicke ihn fragend an.
"Kadettin Flores, das heißt nun SIR und nicht Decimus !", erwiderte er kalt. Nun würde er sie endlich in die Schranken weisen können. Ein Gefühl von Befriedigung machte sich in ihm breit und dieses Mal unterdrückte er es nicht.
"Sir, jawoll Sir. Möchten sie einen Raktajino, Sir?", antwortete Flores ironisch.
Verdammt, dachte Decimus, dass wird noch ein hartes Stück Arbeit.
"Kadettin Flores, Alkohol ist im Dienst untersagt. Das sollte ihnen bekannt sein. Unterlassen sie künftig solch unqualifizierten Bemerkungen. Bleiben sie sachlich, konkret und vor allem - beim Thema und unserer Aufgabe !", erwidete er trocken ohne jegliche Regung im Gesicht.
Flores verzog kurz ihren Mund, "Ja, Sir !"
"Sir, unser Befehl lautet ´Auf zur Shuttlerampe´. Es steht der traditionelle Abflug-Toast durch den Ersten Offizier an, also nunmehr von ihnen, um dann mit dem Shuttle Richtung Raumstation auf- zubrechen. Die U.S.S. Primus One befindet sich in unmittelbarer Nähe und ist abflugbereit, wie mir Captain Taggart mitteilte."
"Gut, Kadettin Flores. Und nun gehen sie voran. Wir haben keine Zeit zu verschenken !", befahl Decimus.
Sie befanden sich auf dem Weg zum Lift, als eine unüberhörbare Durchsage die Halle beschallte:
"Eine Durchsage: Alle Kadetten melden sich bitte bei der Shuttlerampe, um sich für den Ablug bereit zu machen!"
"Sir, es scheint so, als hätte man nur noch auf sie gewartet", ließ sich Flores nicht nehmen, bei dieser Gelegenheit anzumerken.
Decimus ging nicht weiter darauf ein. Schon kam der Lift in ihr Blickfeld.
Einen Moment später öffneten sich die Turbolifttüren und gaben den Blick auf die Shuttlerampe frei.
"Sir, die gesamte Brückenmannschaft der U.S.S. Primus One wartet an der Bar auf den Ersten Offizier, somit auf sie. Ich bin sicher, jeder ist etwas nervös. Schließlich ist es für alle ihre erste richtige Mission ! Das Team erwartet sicher eine herzerweichende, inspirierende Rede, dass selbst dieser kaltblütigen Vulkanierin T´Vrell die Tränen in die Augen schießen. Diese Mission wird sicher unsere Karriere prägen. Ich gehe vor und treffe sie dann drüben, damit sie ihren ersten Auftritt auf der großen Bühne genießen können !", spulte Flores ihren Text routiniert herunter.
"Kadettin Flores, wir haben sicher bald unser erstes Personalgespräch !", drohte Decimus.
Während sich Flores auf dem Weg zu den anderen Brückencrewmitgliedern machte, schaute sich Decimus auf dem Shuttledeck eingehend um. Als er an die große Fensterfront trat, blickte er hin- unter auf das Akademiegelände. Dies war nun vier Jahre seine Heimat gewesen. Doch heute endete diese Phase seines Lebens und endlich wird es hinausgehen, in die Ferne und zu großen Aufgaben.
Er begann, sich über die Ansprache als Erster Offizier zu besinnen, die richtigen Worte zu finden. Im Grunde fand er diese "Tradition" als völlig unnötig und hochgradig überflüssig. Alle wussten, was kommen würde.
Was hatte Flores doch gleich gesagt, ´herzerweichend, inspirierend´. Das muss wohl ironisch gemeint sein. Schließlich sprach sie mit Decimus und von dem wusste doch wohl hoffentlich jeder hier, dass solche emotionalen Ausflüsse nicht von ihm kommen würden. Oder war es doch eine ersthafte Einweisung von Flores gewesen ?
Verdammt, er würde es auf seine Weise erledigen. Kein Schnickschnack, sondern klar und deutlich, kurz und bündig und vor allem, auf den Punkt gebracht !
Er drehte sich um und machte sich auf den Weg zur Bar, wo die Crew auf ihn wartete.
Er stand vor der versammelten Crew, die ihn erwartungsvoll anblickte, die Gläser gefüllt.
Kurz überdachte er nochmal, ob er nun bei seiner Entscheidung blieb oder doch eher den ´Flores-Weg´für die Ansprache wählen sollte.
Nein ! Dies war sein Komando und er würde seinen Weg gehen. Er musste gleich zu Beginn klarmachen, was er von der Crew erwartete !
"Crew der U.S.S. Primus One. Sie wurden für diese Mission ausgewählt. Die Galaxis ist ein furcht-einflößender Ort und verzeiht oft keine Fehler ! Ich erwarte von jeden einzelnen eine tadellose Leistung ! Denken sie nach, bevor sie reden und drücken sie sich klar und präzise aus. Wir werden uns schon bald auf einem Förderationsraumschiff befinden und in einen echten Einsatz fliegen - KEINE Simulation. Ein Versagen ihrerseits kann der ganzen Mannschaft das Leben kosten. Also seien sie konzentriert und ernsthaft. Ich werde keine Undiszipliniertheit dulden. Machen sie ihre Aufgabe gut und sie werden einen Sprung in ihrer Karriere machen. Versagen sie und sie haben große Chancen, die nächsten Jahrzehnte auf einem Förderationsfrachter ihren Dienst zu verrichten ", sprach er seine Worte streng und sachlich zur Mannschaft.
Einige Augen der Crew weiteten sich. Decimus war sich nicht sicher, ob aus Angst, Respekt oder sonst einer Emotion. Einzig T´Vrell nickte anerkennend und bestätigend.
"Prost !", fügte er seinen Worte kurz an und schüttete den Inhalt seines Glases nach kurzen Gruß hinunter, damit der Punkt Ansprache als erledigt betrachtet werden konnte.
Kaum hatte er seine Rede abgeschlossen, als wieder die durchdringende Stimme aus den Laut- sprechern erklang: "An alle Kadetten. Bitte begeben sie sich zeitnah auf die Shuttles !"
Bevor sich die Crewmitglieder der Brücke davonmachen konnten, wollte Decimus noch kurz von allen erfahren, für welche Position sie auf der Brücke eingeteilt wurden. Es wäre ja peinlich, geradezu unproduktiv, als Erster Offizier während der Mission erst herausfinden zu müssen, wer für was zuständig ist.
"Kadettin T´Vrell, sehr erfreulich, euch auf der Brücke zu wissen", sprach er die Vulkanierin an.
"Sir, eine qualifizierte Entscheidung des Captains, sie zum Ersten Offizier zu ernennen. Es war die einzig logische Möglichkeit", erwiderte sie sachlich, "mir ist der Posten des Kommunikationsoffiziers auf dem Schiff zugewiesen worden. Der Captain erwartet einen bündigen und aussagekräftigen Informationsaus-tausch auf der Brücke. Ich beabsichtige, dieser Er- wartung gerecht zu werden !"
"Kadettin, da bin ich mir absolut sicher, Wegtreten !"
"Kadettin Zarva, für welche Position wurden sie zu- geteilt?"
"Sir, ich bin der leitende, technische Offizier. Es wird sich also bezahlt machen, dass ich monatelang die technischen Handbücher der Miranda-Baureihe studiert habe", entgegnete sie dem Ersten Offizier.
"Eine logische Folge ihrer Bemühungen. Ich erwarte weiterhin ihren maximalen Einsatz, Kadettin !", schloss er das Gespräch ab, "Wegtreten !"
"Jawoll, Sir !"
"Kadett Razkii"
"Oh, Sir !", antwortete Razkii unsicher, "sehr erfreu- lich, sie als Ersten Offizier an Bord zu wissen. Brillian- te Wahl des Captain."
"Kadett, eins gleich vorweg", drohte Decimus seinem ´ewigen Stein im Schuhe´, "wenn sie künftig einen Befehl erhalten, setzten sie diesen SOFORT um. Ist das klar !?"
"Aye, Sir !", erwiderte Razkii eingeschüchtert.
"Und ersparen sie mir diese emotionalen Ausbrüche !", setzte Decimus nach.
"Aye, Sir!"
"Für welchen Posten wurden sie eingeteilt ?", hakte der Erste Offizier nach.
"Sir, mir wurde der Posten des Sicherheitschefs zugewiesen. Ich gehe natürlich nicht davon aus, dass auf einem Trainingsflug wie diesem kein Problem auftritt.", antwortete Razkii unsicher.
"Kadett Razkii, ihre Einstellung ist grundlegend falsch ! Selbstverständlich werden sie davon aus- gehen, dass ein Problem auftreten wird. Nur wer sich stets bewusst ist, dass sein voller Einsatz nötig ist, kann umgehend reagieren. Ich will keine derart schlappen und gleichgültigen Worte und Gedanken von ihnen mitgeteilt bekommen. Zumindest hat der Captain ihnen eine Position gegeben, bei der unser Leben nicht von ihrem fundierten Wissen abhängt, zumindest nicht in erster Linie. Enttäuschen sie mich nicht !", versetzte ihm Decimus einen Denkzettel. Er fragte sich, weshalb Taggart diesen Kadetten auf die Brücke berufen hatte. Gut, in den Kampfsimulationen hatte sich Razkii ganz gut geschlagen, zumindest für Akademieniveau. Ich werde ihn wohl genau im Auge behalten müssen.
"Sir, ja Sir!", sagte Razkii und wirkte unglücklich und verunsichert auf sein Umfeld. An Decimus ging dieser Eindruck vorbei.
"Wegtreten !"
"Aye, Sir !"
"Kadett Moss, für welchen Posten wurden sie einge- teilt ?"
"Sir, als wissenschaftlicher Offizier.", antwortete Kadett Moss, "sie sind also derjenige, welcher zum Ersten Offizier berufen wurde. Alle hatten schon gerätselt, ob womöglich ein Kadett den Posten erhalten würde. Um ehrlich zu sein, ich bin etwas erleichtert, denn wie ich höre, ist Captain Taggart überaus pedantisch was die Regeln auf seiner Brücke betrifft."
"Kadett Moss, dann bin ich mir sicher, dass dieser IMMER auf Ehrlichkeit Wert legen wird und nicht nach Wahl seiner Crewmitglieder. Dies sollten sie sich merken ! Ansonsten können sie sich sicher sein, dass ich auf die Einhaltung der Regeln achten werden. - Wegtreten !", stutzte er Moss zurecht.
"Kadettin Potter ...", setzte Decimus an, als er von dieser unterbrochen wurde.
"Sir, Kadettin Potter, stellvertretender Steuermann, meldet sich zum Dienst ! Kurs und Geschwindigkeit ?", baffte sie mit strammer Haltung heraus.
"Kadett, Kurs Deckoffizier, Vollgas !", brüllte er zurück, "Wegtreten !"
"Kadett Morek", sprach Decimus den gefühlsbetonten Benzit an.
"Ah, Decimus, schön, dass wir noch die Gelegenheit haben, uns kurz vor dem Start zu unterhalten", erwiderte Morek und grinste breit.
"Sir! Morekt, Sir heißt die korrekte Anrede. Wir befinden uns im Dienst und schon bald im Einsatz. Da ist eine lockere Wortwahl unpassend und verstößt gegen das Protokoll ! Captain Taggert legt großen Wert auf die Einhaltung und ich werde dafür sorgen, dass dies durchgehend eingehalten wird !"
Jede Faser von Decimus sprach von dessen Unmut über diesen Formfehler des Kadetten.
"SIR, ich bin mir sicher, dass es einen Zwischenfall von bemerkenswerten Ausmaß darstellt, wenn wir beim Abflug-Toast ein wenig lockerer miteinander sprechen. Selbstverständlich werde ich an Bord ihren Wünschen nachkommen", merkte Morek entspannt an.
Widerspruch ! Wenn Decimus eines nicht besonders leiden konnte, dann Widerspruch in einer Sache, die eindeutig war.
"Kadett Morek, ich denke nicht, dass diese Ausführung über Notwendigkeit passend war", brummte Decimus schlechtgelaunt, sofern jemand in der Lage war, diesen feinen Unterschied im Gemüts- zustand von Decimus wahrzunehmen, "sagen sie mir lieber, für welchen Posten sie eingeteilt wurden ?"
"Sir, ich wurde zum stellvertretenen Medizinischen Offizier berufen. Falls sie sich während des Fluges den großen Zeh anstoßen, ich bin ihr Benzit und stets zur Versorgung zur Stelle", entgegnete Morek ungerührt und fröhlich.
Es war ganz offensichtlich, dass Morek an Respekt zu wünschen übrig ließ. Decimus wurde klar, dass auch hier eine gewaltige Herausforderung auf ihn wartete. Morek würde nur schwerlich von seinem emotionalen, gutgelaunten und fröhlichen Verhalten abzubringen sein. Nicht sonderlich professionell, wenn man Decimus fragen würde.
"Kadett Morek, Wegtreten !", fertigte er diesen ab. Er hatte keine weitere Laune, sich mit dem auf- sässigen Kadetten hier abzugeben. Das würde er später regeln müssen.
Decimus orientierte sich kurz und sein Blick fand den zuständigen Deckoffizier für den Abflug zur Raumstation und somit zum zugeteilten Raumschiff.
Er wandte sich ein letztes Mal zu der Brückencrew um: "Sammeln und Abmarsch zum Shuttle. Eine Mission wartet auf uns !"
Dann ging er hinunter zum Deckoffizier ...
"Sir, Decimus of Ten, Erster Offizier der USS Primus One, nebst Brückencrew zum Abflug bereit.", sprach Decimus den Deckoffizier an.
"Sir, alles ist für den Abflug bereit. Ihr Shuttle befindet sich direkt hinter mir. Sobald sie alle an Bord sind, ist es zum Abflug berechtigt. Viel Erfolg auf ihrer Mission", antwortete dieser.
"Danke, Sir", bestätigte Decimus, "alle Mann ins Shuttle. Es geht los ..."
Kaum waren alle im Shuttle, hob es bereits ab und verließ die Shuttlerampe ...
Und da war sie, die USS Primus One, ihres Zeichen ein leichter Kreuzer der Miranda-Baureihe. Decimus war mit ihrem Aufbau genaustens vertraut. Bewaffnet mit zwei Bug- und einer Heckwaffe war dieser Kreuzer nicht für das schwere Gefecht gedacht, sondern wurde vornehmlich für Patrouillien, Erkundungen, Begleitschutz und sonstige einfachere Aufgaben eingesetzt.
Eine taktische Waffenverstärkungseinheit ließ keinen überragenden Phaserangriff zu, doch ausreichend, um andere leichte Raumschiffe im Kampf entgegentreten zu können.
Mit maximal Warp 5 gehörte es unter den nicht zivilen Raumschiffen zu den geruhsamen Vertretern.
Mit einem Alter von gerade 5 Monaten war die USS Primus One noch komplett mit der Standard-Ausrüstung versehen. Hier könnte dringend eine Aufrüstung durchgeführt werden, was die Leistungsfähigkeit des Kreuzers deutlich erhöhen könnte. Decimus wird dies im Auge behalten.
Ende 1. Spieltag